Warum Sie sich zwischendurch ein paar geruhsame ornamentale Kritzeleien gönnen sollten, und wie daraus hübsche, dekorative Designs entstehen können. Macht rundherum Spaß!
Von Marie Bonnet
Was zeichne ich heute? Nicht immer will man sich gleich ein bestimmtes Motiv suchen, sondern vielleicht nur ein wenig mit ornamentalen Ideen herumspielen, so wie sie einem gerade in den Sinn und aufs Papier kommen. Dann führt ein Muster zum nächsten – und ruft mit leiser Stimme nach gezielten Arrangements. So verleitet der Bleistift auch zum effektvollen Schraffieren, Schattieren und Modellieren.
Hier ein Beispiel, wie mit Bleistift hübsche plastische Designs entstehen können. Dabei wirken Linien und Schraffuren mit schattierten und getönten Flächen zusammen. Wie auch sonst nutzen Sie unterschiedliche Bleistifthärten: den HB für Linien, die weicheren Bleistifte 2B und 3B für dunklere Bereiche. Schließlich tragen auch Papierwischer, Radierstift und Schablonen ihren kleinen, aber effektvollen Teil bei.
Anstatt irgendwo und irgendwie auf freier Fläche anzufangen, können Sie Ihrer Kreativität gleich einen hilfreichen Rahmen setzen. Ein Kreis beflügelt die Fantasie, und die äußere Form füllt sich nach und nach mit verschiedenen Elementen – gerne auch mit den gleichen Mitteln und Effekten, die Sie vom realistischen Zeichnen kennen.
Also: Nehmen Sie eine Untertasse und zeichnen Sie einen Kreis. In der Tradition von Mandalas ist das die perfekte Form. Hier allerdings werden die Muster und Symbole nicht symmetrisch konstruiert. Dennoch helfen Leitlinien bei der Einteilung: zwei schwungvoll durchgezogene S-Formen, die sich überkreuzen und damit vier Felder ergeben. Wenn Sie zwei davon mit bogenförmigen Linien gliedern, haben Sie schon ein dynamisches, fast plastisches Gebilde vor sich.
Beim Füllen der Felder schmiegen sich die einzelnen Muster an diese Hilfslinien und verändern dadurch ihre Größe und Form. Die Bereiche scheinen sich zu wölben, ebenso wie daneben die Spiralen auf der dazwischen schraffierten Fläche.
Vertiefen Sie den Hintergrund zur Mitte hin (Bleistift 3B) und tönen Sie auf dieser Schattenseite auch die Spiralen, die sich nun in plastische Schneckenhäuser verwandeln. In gleicher Weise werden auch die Dreiecke modelliert.
Tragen Sie schwache Schraffuren auf, die Sie mit dem Papierwischer glätten, verteilen und verwischen. Auf die künftigen Monde müssen Sie keine Rücksicht nehmen.
Mit dem Bleistift HB und einer Schablone (kleines Glas) wird der große Mond eingezeichnet. Mit dem Knetgummiradierer tupfen Sie Grafit ab. Mit dem Kunststoffradierer hellen Sie den die Fläche weiter auf.
Noch höher schwebt der Mond, wenn Sie den Hintergrund mit dem Bleistift 4B vertiefen.
Die kleinen Himmelskörper lassen sich besser mit einer kreisförmigen Schablone hervorheben. Dazu legen Sie die Schablone auf, radieren die Formen heraus und dunkeln ringsum den Hintergrund weiter ab.
Tipp
Radierschablonen für verschiedene Formen aus Metall oder Kunststoff gibt es im Bastelladen. Sie können die Scheiben aber auch mit dem Bürolocher aus Karton stanzen; unten finden Sie ein kleines Video dazu.
Blütenträume
Mit dem Fineliner lassen sich florale Muster und stilisierte Figuren sehr effektvoll zu dekorativen Grafiken verbinden. Das braucht etwas mehr Planung, weil danach jede Linie sitzt. Eine Bleistiftskizze liefert den Rahmen, zeichnet die Figur vor und gliedert das Motiv in Felder, die freihändig mit Ornamenten gefüllt werden. So entsteht ein – in diesem Fall wirklich traumhaftes – Bild, das nicht zufällig an den Jugendstil erinnert.
Den Rahmen bildet die Form eines Blattes, das mit wiederum stilisierten Blättern und Blüten sozusagen ausgepolstert wird. Auf diesem weichen Kissen ruht der Kopf des Mädchens, den Sie genau
vorzeichnen; die Konturen können Sie einfach übernehmen.
Am besten probieren Sie auf Schmierpapier verschiedene Muster mit Bleistift oder auch mit dem Fineliner aus.
Beim Ausarbeiten der Ornamente wechseln Sie zwischen den (vorgezeichneten) Feldern mit und ohne Hintergrund. Dabei lohnt es sich, auch die großen Linien – Abgrenzungen, Girlanden, Stängel – noch einmal mit Bleistift vorzuzeichnen. Feine Linien ziehen Sie mit dem Fineliner 0,3. Mit dem Fineliner 0,5 verbreitern Sie die Striche und füllen den Hintergrund.
Tipp
Wenn Sie sich mit dem Fineliner vertan haben: Solche Fehlstriche lassen sich zwar nicht löschen, aber mit dem weißen Gelstift unauffällig verdecken.