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Sechs gute Gründe, warum Sie Ihr Motiv skizzieren sollten, selbst wenn Sie ein Foto vor sich haben. Und vier Tipps, damit Ihnen das auch Spaß macht.

Skizzieren

Jedes halbwegs realistische Bild – ob Zeichnung oder Gemälde – braucht eine Vorzeichnung der wichtigsten Konturen. Das sind die Leitlinien für alles Weitere. Das Vorbild dafür liefert meistens ein Foto. Fotos bieten uns nicht nur Zugang zu unendlich vielen Bildideen, sie helfen uns auch beim Zeichnen: Die drei Dimensionen der sichtbaren Welt bilden sich auf der Fläche ab – perfekt und perspektivisch korrekt. All dies ist ebenso hilfreich wie verführerisch. Denn nun stellt sich die Frage, warum Sie das Motiv nicht einfach vom Foto kopieren sollten. Das kann man natürlich machen. Bei komplizierten Motiven ist diese Abkürzung auf dem Weg zum Bild manchmal auch sinnvoll: dann nämlich, wenn man beim freien Zeichnen so gar nicht weiterkommt. Anstatt die Lust zu verlieren, übernehmen Sie die Umrisse lieber direkt vom Foto oder von der Vorlage. Als Premium-Abonnent können Sie sich die Motivvorlagen als PDF herunterladen. Über kurz oder lang werden Sie jedoch mehr Freude am Zeichnen und Malen haben, wenn Sie sich das Motiv sozusagen eigenhändig erarbeiten: zu allererst beim Skizzieren.

  1. Zeichnen lernt man beim Zeichnen
    Und das beginnt nicht beim Ausarbeiten von Details, sondern beim lockeren, großzügigen Skizzieren der wichtigsten Linien. Hier haben Sie freie Hand und der Bleistift hat freien Lauf. Gerade durch Wiederholungen werden die Striche immer routinierter: Sie müssen nicht viel darüber nachdenken, wie und wo genau Sie den Stift ansetzen und führen. Übrigens werden Sie den Bleistift immer brauchen, auch beim Vorzeichnen von Motiven für andere Medien. Und wenn Sie dieses Allerweltswerkzeug im Griff haben, dann auch Farbstifte, Rötel- und Kohlestifte.
  2. Formen erfassen
    In jedem Motiv stecken einfache Grundformen. Diese lassen sich auf einem sozusagen flachen Foto natürlich eher erkennen als im realen dreidimensionalen Modell. Dennoch ist es eine kreative Herausforderung, das Wesentliche und Charakteristische einer Figur zu erkennen und zunächst unwichtige Einzelheiten beiseite zu lassen.

3. So machen Sie sich Ihr eigenes Bild
Das Foto zeigt alles, was im Ausschnitt Platz findet. Oft sind das viel zu viele Einzelheiten, die Sie für Ihr Motiv vielleicht ebensowenig brauchen wie einen Vorder- und Hintergrund – den Sie vielleicht selbst erfinden wollen. Lassen Sie sich vom Vorbild nichts vorschreiben und übernehmen Sie nur, was Ihnen wichtig erscheint. Nichts anderes zeichnen Sie; Details können Sie später immer noch hinzufügen.

4. Flinke Fortschritte
Skizzen gehen schnell von der Hand. Sie können sich Ihrem Motiv in vielen flinken Versuchen immer weiter nähern und mehrere Versionen ausprobieren. Zudem haben Sie das Ergebnis – oder Zwischenergebnis – sofort vor Augen, das anfangs vielleicht noch unbeholfen wirkt. Betrachten Sie das als Übung und erleben Sie, wie Sie sich Ihrer Sache immer sicherer werden.

5. Fehler rechtzeitig vermeiden
In der Skizze erkennen Sie Unstimmigkeiten in den Formen und Proportionen meist früher und besser als danach im fertigen Bild. Wie Goethe einmal so schön sagte: „Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.“ Ein von Anfang an verfehltes Knopfloch (oder eine misslungene Grundform) zieht immer weitere Misslichkeiten nach sich. Wenn man hinterher das Gefühl hat, dass irgendetwas nicht wirklich passt, ist die Fehlerquelle oft schwerer zu identifizieren und noch schwerer zu korrigieren. Aber dann steckt schon zu viel Arbeit in dem Bild, man ist frustriert und verliert vielleicht die Lust.

6. Skizzen sind auch Zeichnungen
Die Skizze kann alles Mögliche sein: eine beiläufige Fingerübung, eine Kompositionsstudie, ein erster Schritt zur Vorzeichnung – oder aber eine Zeichnung von eigenem Wert, nur eben in skizzenhafter, scheinbar unfertiger Ausführung. Das ist übrigens ein traditionelles künstlerisches Stilmittel, genannt non-finito, auf Deutsch: unvollendet.

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