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Wer viel und gerne zeichnet und deshalb mit offenen Augen durch die Welt geht, findet überall interessante Bildideen. Mit dem Smartphone lassen sich solche Motive nicht nur bequem festhalten. Die digitalen Helfer entpuppen sich auch als tüchtige künstlerische Assistenten.     

Smartphone als Zeichenhelfer

Suchen und Finden

Mit freiem Auge haben wir immer ein sozusagen rahmenloses Panorama vor
uns – anders als beim Blick auf das Display des Smartphones, das dem Sucher
der klassischen Kamera entspricht. Hier zeigt sich schon in der Vorschau, wie
die Szene später im Bild aussehen könnte. Die Umgebung bleibt ausgeblendet,
so wie später auch auf dem Zeichenblatt. Was soll wie ins Bild kommen, und
was nicht? Sind die Konturen und – wichtig – der Verlauf von Licht und Schatten
deutlich erkennbar?

Inszenieren

Selten ergeben die Objekte eines Stilllebens schon auf den ersten Blick eine
spannende und harmonische Komposition. Dann macht es Spaß, die Dinge
anders anzuordnen und zu staffeln, zu ergänzen oder wegzulassen. Für diese
kreative Arbeit ist das Smartphone ein idealer Assistent. Auf dem Display lässt
sich die Bildwirkung schon zwischendurch gut erkennen. Die interessantesten
Kompositionen werden als Referenz gespeichert. Daran können Sie sich beim
Zeichnen mehr oder weniger genau halten, oder auch interessante Aspekte
Im Blick von oben geben die Tulpen ein interessantes Bild ab. Der Krug
hingegen wirkt gestaucht und durch den Platz in der Bildmitte langweilig.
aus mehreren Fotos miteinander kombinieren – so wie hier beim Tulpenstrauß.
Fotos und Zeichnung: Hanne Türk


Im Blick von oben geben die Tulpen ein interessantes Bild ab. Der Krug hingegen wirkt gestaucht und durch den Platz in der Bildmitte langweilig.

Spannung und Balance: Der Krug steht rechts, der Strauß neigt sich nach links. Aus diesem natürlichen Blickwinkel erscheint zwar alles harmonisch – nur wird das Motiv zu sehr von den Blättern dominiert.

Für die Zeichnung können Sie das Beste aus beiden Fotos holen: Links das  ausgewogene Verhältnis von Blüten und Blättern ausgewogen, im rechten Foto die Form der Vase. Die Zeichnung kombiniert beide Aspekte.

Lichtregie

Für ein Stillleben nach eigenen Ideen ist die Lichtregie mindestens so wichtig wie die Auswahl und Anordnung der Elemente. Tageslicht aus einer Richtung schafft meist eine angenehme Atmosphäre; Licht und Schatten betonen die Formen. Für diese stille Teepause zum Beispiel lassen sich die Lichtverhältnisse durch Jalousien, Vorhänge und der Platzierung des Tabletts gut steuern. Dann konserviert das Foto mit der Szene auch die Lichtstimmung und die gerade günstige Verteilung von Licht und Schatten.



Was zählt, ist der optische, auch farbige Eindruck. Deshalb kommen hier mehr Zitronen ins Spiel und ins Bild, als für eine Teepause nötig wären. Das Gelb frischt das Motiv auf und harmoniert bestens mit dem schimmernden Weiß der Keramik und den Brauntönen im Holz und Tee.

Hier übernimmt die Farbstiftzeichnung die Konturen von der Fotovorlage – ein sicheres Mittel, um die komplizierten Formen und perspektivischen Verkürzungen korrekt wiederzugeben. Der Hintergrund hingegen ist frei gestaltet, hier in harmonischen Gelbtönen und dem komplementären Violett. Und dann weht noch ein transparenter Vorhang herein und verstärkt die Bildtiefe.

Fotos und Zeichnung: Hanne Türk




Näher, größer!

Das Smartphone „sieht“ mehr als das menschliche Auge. Erst in der Vergrößerung zeigen sich die filigranen Formen und Details einer Blüte oder, besonders eindrucksvoll, eines Marienkäfers. Mit dem Smartphone können Sie die Szene sozusagen unter die Lupe nehmen, bestimmte Bereiche fokussieren und heranzoomen und den Moment festhalten. Zudem lässt sich das Foto später noch auf das gewünschte Bildformat vergrößern – und als Vorlage ausdrucken.

Foto und Zeichnung: Heidi Günther

Close-up mit Farbstift: Die Zeichnung gibt den Marienkäfer in all seinen Facetten detailgenau wieder. Wie im Referenzfoto ist der Hintergrund unscharf. Anders als dort werden Teile der Blüte ausgeblendet. Der Marienkäfer wandert etwas aus der Mitte nach rechts und bringt etwas mehr Spannung ins Bild.

Panorama und Ausschnitt

Der Blick in die Landschaft füllt zunächst das gesamte Gesichtsfeld aus. Natürlich kann das Foto immer nur Teile davon zeigen. Welche Bereiche daraus tatsächlich ins Bild kommen sollen, liegt ganz bei Ihnen. Denn selbst ein scheinbar langweiliges Foto lässt sich für eine interessante Motivvorlage noch optimieren. Probieren Sie einfach verschiedene Bildausschnitte aus!

Wenn Sie den unteren Bereich ausblenden, rückt die Horizontlinie (hier zur Verdeutlichung rot) nach unten. Die Szene wird vom hohen Wolkenhimmel bestimmt.

Bei hohem Horizont liegt der Fokus auf den wogenden Getreidefeldern und der Bildtiefe. Diesen Effekt können Sie auch auf einem fertigen Foto ausprobieren, indem Sie den Himmel versuchsweise abdecken.

Wohin mit dem Baum? Hier steht er zentral (und eher langweilig) in der Bildmitte. Die fernen Hügel teilen das Motiv in zwei Hälften. Auch die Straße bringt kaum Spannung ins Bild.

So wird das Bild interessanter: Der Baum als Schwerpunkt rückt nach rechts. Nun führt die Straße diagonal ins Bild. Am Baum hält der Blick inne und gleitet weiter in die Ferne. Der hohe Himmel bringt Weite und Gleichgewicht.

See, Berge und Himmel dritteln das Motiv. Steg und Schilf im Vordergund führen ins Bild und rücken das Gebirge in die Ferne.   Foto: Hanne Türk

Tipp
Die klassische Faustregel für eine gelungene Aufteilung: den Horizont nicht in die Mitte setzen, sondern zwei Drittel entweder für Himmel oder Land reservieren.

Quer oder hoch?

Im Querformat dehnt und breitet sich die Landschaft ähnlich weiträumig aus wie beim natürlichen Blick in die Welt; im Englischen nennt man dieses Bildformat deshalb auch landscape format, Landschaftsformat. Im Hochformat (englisch: portrait format) hingegen liegt das Augenmerk auf einem bestimmten – meist hohen – Landschaftsteil. Das Bildformat bestimmt die Wirkung mit – im Display und im Foto ebenso wie später in der Zeichnung. Auch wenn Sie dafür schon eine Idee haben, probieren Sie beide Varianten auf dem Smartphone aus. Hinterher können Sie immer noch den passenden Ausschnitt wählen.

Die Landschaft im Breitformat: Der dunkle Vordergrund bringt Tiefe ins Bild, das Gelände schwingt angenehm aus und begleitet den Blick über Baum und Busch hinweg in den sommerlichen Wolkenhimmel. Alles ist in schönster Harmonie. Doch selbst eine gelungene Aufnahme sollte Sie nicht daran hindern, mit Formaten und Ausschnitten zu 
spielen.

Im Porträtformat rückt der Baum näher und zugleich ein wenig aus dem Bild: eine Einladung an den Betrachter, die Krone gedanklich zu ergänzen und damit die Szene zu erweitern. Rechts bleibt Raum für Wiesen, Wald und Gebüsch, vorne für die schräg hereinfallenden Schatten. Was das Bild an Breite verliert, gewinnt es an Tiefe.

Schnellschüsse

Schnelle Bewegungen lassen sich für eine Motivvorlage kaum anders als im Foto festhalten. Für das Auge (und den Zeichenstift) stürmen die beiden Hunde zu rasch heran und vorbei. Auch in den analogen Zeiten der Fotografie war das Einfangen flüchtiger Momente noch mit viel Aufwand, Geduld und auch Glück verbunden. Heute können wir mit digitalen Kameras, noch praktischer mit Smartphones, das Geschehen bequem und kostenlos einfrieren: in ei- ner schnellen Abfolge oder gleich mit der Videofunktion. All dies in der Hoffnung, dass zumindest ein Foto aus der Serie eine brauchbare Vorlage liefert.

Dynamik und Lebensfreude mit einer Prise Humor: Das Referenzfoto bringt alles mit, was für eine realistische Zeichnung erforderlich ist – Konturen, Details und das Spiel von Licht und Schatten auf dem Fell.
Die Bleistiftstudie übernimmt die Umrisse ebenso genau wie die Lage der hellen und dunklen Partien im Fell. Anders als im Farbfoto spielt sich der Kampf um das Stöckchen vor weißem Hintergrund ab. Von einer grauen Wiese würden sich die Hunde kaum abheben. 

Foto und Skizze

Das Kopieren der Konturen auf ein Zeichenblatt ist zwar der einfachste und sicherste Weg vom Foto zum Bild. Dennoch lohnt es sich, das Motiv mit Blick auf das Foto zu skizzieren. Dabei üben Sie den Zeichenstrich, sehen genauer hin und bekommen ein immer besseres Gefühl für Formen und für die Wirkung von Licht und Schatten. Dabei können Sie es bei Skizzen belassen. Oder Sie gleichen die Zwischenergebnisse mit dem Referenzfoto ab und verfeinern die Zeichnung immer weiter. Auch wenn das Ergebnis nicht genau dem Foto entspricht: Erstens ist das nicht nötig, und zweitens haben Sie ein eigenes Bildwerk geschaffen.

Der Wellensittich als einfaches Übungsmodell: Skizzieren sie den Vogel, anstatt die Konturen vom Foto zu kopieren. Und freuen Sie sich über Ihre Fortschritte!

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Krasse Kontraste in Schwarz auf Weiß, und dennoch voller Poesie: Rosenblüte mit Fineliner und Brushpen. Mehr dazu auf S. 40 in der Ausgabe Nr. 73.
Warum Ölpastelle so viel Spaß machen, wie man eine Paprika modelliert, was die Farben kosten und was Pablo Picasso damit zu tun hat.
In der Natur sind Schatten nie neutral grau oder schwarz – und sollten es auch in Bildern nicht sein. Auch graue Farbstifte sind nicht ganz farblos. Es gibt sie in kalten, schattigen Grautönen mit einem Hauch Blau sowie in einem warmen, leicht gelblichen Grau.
Sechs gute Gründe, warum Sie Ihr Motiv skizzieren sollten, selbst wenn Sie ein Foto vor sich haben. Und vier Tipps, damit Ihnen das auch Spaß macht.
Wer viel und gerne zeichnet und deshalb mit offenen Augen durch die Welt geht, findet überall interessante Bildideen. Mit dem Smartphone lassen sich solche Motive nicht nur bequem festhalten. Die digitalen Helfer entpuppen sich auch als tüchtige künstlerische Assistenten.     
Wenn Sie eine Bildidee im Kopf, den Stift in der Hand und ein leeres weißes Blatt vor sich haben: Vielleicht verdient – oder braucht – das Motiv zunächst einen Farbgrund? Mit diesem spannenden Thema befassen wir uns auch in der nächsten Ausgabe von „Freude am Zeichnen & Malen“. Hier ein kleiner Überblick.
Neun gute Gründe, warum wir (mehr) zeichnen sollten
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