Freude am Zeichnen & Malen Ausgabe 73
Picasso soll einmal gesagt haben, dass jedes Kind ein Künstler sei. Wir müssten nur solche Künstler bleiben.
Wenn es nur so einfach wäre, möchte man seufzen. Ein Genie hat natürlich leicht reden. Trotzdem ist etwas Wahres daran: Fragen Sie in einem Raum voller Kinder, wer malen kann. Die meisten kleinen Hände werden eifrig in die Höhe schnellen.
Kinder sind überzeugt, dass sie es können; warum denn auch nicht? Sie schaffen etwas Eigenes sozusagen aus dem Nichts – ein magischer Moment. Und sie vergleichen ihr Werk weder mit dem, was andere machen (besser oder schlechter), und schon gar nicht mit ihrem „Modell“.
Stellt man dieselbe Frage Erwachsenen, werden sich wenige melden. Das ist schon die erste Hürde. Wer überzeugt ist, nicht zeichnen und malen zu können, wird es erst gar nicht ernsthaft versuchen – der klassische Fall einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Und die effektivste Methode (und Ausrede), sich nicht weiter zu bemühen.
Denn sieht man einmal von Picasso und andere Genies ab, fallen Talente nur zur Hälfte vom Himmel. Die andere Hälfte ist irdischer Natur: eine kunsthandwerkliche Fertigkeit, die geübt und erlernt werden will.
Dass dies kein reines Kinderspiel ist, wissen nicht nur Anfänger. Auch wer schon weiter ist in seinem kreativen Metier, will und wird seine Fähigkeiten weiter entfalten – einfach weil es Freude macht.
Am Anfang jedoch steht die Zuversicht, zeichnen (und dann auch malen) zu können – wie und wie gut auch immer, vielleicht motiviert durch die einfachen Beispiele in diesem Heft. Und dass sich dann auch die Auseinandersetzung mit technisch anspruchsvolleren Themen lohnt.
Kaum ein anderes Hobby bringt auf so persönliche Weise so viel Erfüllung ins Leben – wenn man erst einmal die Hürde des Selbstzweifels genommen, sozusagen überzeichnet und übermalt hat. Dafür hilft es, sich an die Unbekümmertheit zu erinnern, mit der Kinder ans Werk gehen: Kann ich,
warum auch nicht?
In diesem Sinne hat Picasso jedenfalls recht: Bleiben wir Künstler!